Mögliche Gründe für die psychotherapeutische Abklärung von Krankheitssymptomen

Alle seelisch bedingten oder mitbedingten Krankheiten, vor allem wenn sie mit Leiden und Einschränkung der Lebensmöglichkeiten einhergehen, können die psychotherapeutische / psychoanalytische Abklärung sinnvoll erscheinen lassen, insbesondere dann, wenn es keine anderen Möglichkeiten für den Betreffenden gibt, mit seinen Problemen fertig zu werden. Da man aber vielen, v.a. körperlichen Krankheiten bzw. Symptomen nicht unbedingt ansieht, ob sie seelisch bedingt oder mitbedingt sind, ist es wichtig, ein Gespür für die seelischen Hintergründe von Krankheit und Leiden zu entwickeln. Insbesondere die Ärzte, zu denen Patienten wegen ihrer Symptome gehen, haben die sehr wichtige Aufgabe, frühzeitig an die mögliche Psychogenese (= die seelische Entstehung) von Krankheiten zu denken und diese zu erkennen.

Allerdings gibt es bei vielen Menschen (bei Patienten und Ärzten) eine große Abneigung (Widerstand) gegen die Vorstellung, dass körperliche Krankheiten seelisch bedingt sind oder sein könnten. Viele Patienten wehren sich dementsprechend lange gegen die Inanspruchnahme eines Psychotherapeuten. Auch manche Ärzte fördern diese Vermeidung und ermuntern ihre Patienten nicht zu diesem Schritt.

Manche Patienten fühlen sich minderwertig oder fürchten, für „verrückt“ gehalten zu werden, wenn sie zum Psychotherapeuten / Psychiater / Nervenarzt / Psychoanalytiker / Psychologen (siehe unter: Klärung von  Begriffen) gehen.

Stattdessen wird oft viel Zeit und Aufwand für – oft auch noch nutzlose - körperliche Untersuchungen vertan in der Hoffnung, „dass doch noch etwas gefunden wird“. Unausgesprochen ist dies oft verbunden mit der Hoffnung, sich nicht mit seiner Seele und seinem Seelenleben befassen zu müssen. Das ist insofern besonders schade, weil durch das Hinauszögern dieses Schrittes wertvolle Zeit verloren geht, Symptome und Krankheitsentwicklung fortschreiten und dadurch die Heilungsaussichten schlechter werden. Schade aber auch deshalb, weil viele Patienten erst spät oder gar nicht erfahren, dass die Beschäftigung mit dem eigenen Seelenleben und der eigenen Geschichte das Leben lebenswerter machen kann.