Zur konkreten Arbeitsweise einer psychoanalytischen Balintgruppe

In einer Sitzung – in der Regel 90 Minuten – hat meist ein Teilnehmer – manchmal können es auch zwei sein – die Möglichkeit, seine problematischen Erfahrungen mit einem Patienten/Klienten/Schüler/Anvertrauten vorzustellen. Die Vorbereitung einer solchen Vorstellung sollte vor allem in einer Reflexion über diese Begegnung bestehen, ausnahmsweise kann auch ein spontanes Berichten sinnvoll sein.

Zu der jeweiligen Schilderung gehören z.B.:

  • die Angaben zur Vorgeschichte der Begegnung;
  • das, was in der konkreten Situation und beim Nachdenken darĂĽber an Ăśberlegungen, GefĂĽhlen und Handlungen in Gang gesetzt wurde.
  • das, was als spezifische Interaktionsproblematik mit dem Patienten empfunden wird.
  • alles, was auffällt.

 

Der Vorstellende bestimmt AusfĂĽhrlichkeit und Dauer seiner Darstellung.

Es gibt zwei Vorstellungsmodi: Den „geschlossenen“, bei dem die Teilnehmer den Vorstellenden nicht unterbrechen und nach Abschluss der Vorstellung aufgefordert sind, ihre Eindrücke zu äußern, wobei sie besonders ihre Gefühle berücksichtigen. Während dieser Phase kann sich der Vorstellende nicht mehr aktiv an dem Gespräch beteiligen. Er sollte aber weiterhin darauf achten, was in ihm vorgeht, welche Gedanken und Gefühle entstehen, um sie später einzubringen. Bei der „offenen“ Vorstellung können sowohl die Teilnehmer als auch der Vorstellende jederzeit fragend oder kommentierend eingreifen.

Auch wenn die Balintgruppe mit ihrer Fähigkeit, unbewusste Vorgänge erkennbar zu machen, u. U. zu ähnlichen Erkenntnissen verhelfen kann, ist doch das langfristige Ziel der Arbeit, selbst ein Gespür für die Abläufe zu entwickeln und eigenständig am Verstehen zu arbeiten. Jeder soll die Balintgruppe nur für das in Anspruch nehmen, was er selber noch nicht leisten kann.

Die bessere Wahrnehmung der Gefühle, die im Umgang mit Patienten im Arzt entstehen, kann so im Laufe der Zeit als ein wichtiges Instrument zum umfassenderen Verständnis der Patienten und von problematischen Situationen genutzt werden und dazu führen, dass schon während der aktuellen Begegnung ein Verstehen und bessere Lösungen möglich werden.

Die Teilnehmer einer Balintgruppe unterliegen der Schweigepflicht: Vertraulichkeit der persönlichen Mitteilungen ist Voraussetzung für ein freies Sprechen.